15-08-2014. Bis zu 65% aller MS-Patienten leiden an kognitiven Beeinträchtigungen, die sich negativ auf deren Lebensqualität, Freizeitmöglichkeiten sowie das Sozialleben auswirken. Vorherrschend unter den kognitiven Defiziten sind Gedächtnisprobleme, die sich schon in frühen Phasen der Krankheit zeigen können. Trotz vielschichtiger Forschung ist die genaue Ursache der Gedächtnisproblematik in MS noch immer unklar. Eine der Haupttheorien zielt in Richtung eines gestörten Lernprozesseses von neuen Informationen. Dabei wird auch eine reduzierte neuronale Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit vermutet. Klinisch bedeutsam: es gibt bisher kaum Behandlungsmöglichkeiten für die Betroffenen.
Ein Forschungsteam der Colorado State University/USA führte eine EEG-Studie mit MS-Patienten durch. Die Teilnehmer sollten sich eine Wortliste von 16 unzusammenhängenden Wörtern merken und nach 20 min in der richtigen Reihenfolge wiedergeben. Eine Gruppe hörte diese Wortliste vorgesprochen, während die zweite Gruppe dieselbe Wortliste in Form eines einfachen Liedes präsentiert bekam.
Teilnehmer der Musikgruppe zeigten im Vergleich zur Sprachgruppe ein signifikant besseres Wortgedächtnis. Auffällig waren zudem bessere Ergebnisse bei Wortpaaren und dem Wiedergeben der Wortreihenfolge.
Wörter lernen im Liedkontext zeichnete sich dadurch aus, dass die Reihenfolge der Wörter durch die Melodie festgelegt ist. Dadurch wird dem Gehirn sozusagen die Erarbeitung einer eigenen Merkstrategie für die Reihenfolge abgenommen.
Beim Musiklernen wurden 15 einzelne und unzusammenhängende Begriffe durch Melodiephrasen und Liedrhythmus zu überschaubaren Gruppen zusammengefasst. Der musikalische Kontext bewirkt einerseits eine bessere Verarbeitungstiefe während der Abspeicherung und bietet andererseits eine sichere Vorlage für eine gelungene Wiedergabe des Gelernten.
Der Forscher stellten zudem fest, das Teilnehmer mit stärkeren Einschränkungen vom musikgestützen Lernen mehr profitierten als weniger beeinträchtigte. Dieser musikunterstützte Lernprozess kann in der Erarbeitung von Gedächtnisstrategien für MS-Patienten genutzt werden.
Thaut, Michael H. et al. (2014). Music mnemonics aid verbal memory an dinduce learning – related brain plasticity in multiple sclerosis. Frontiers in Human Neuroscience. 12 June 2014 doi: 10.3389/fnhum.2014.00395