17-06-2019. Nach Hirnschädigung (wie z.Bsp. Schlaganfall) leiden einige Patienten unter einem sogenannten Neglect. Dabei werden Sinneswahrnehmungen für eine Körperseite nur unzureichend verarbeitet. Beim visuell-räumlichen Neglect haben die Betroffenen kein Empfinden (kognitive Repräsentanz) für die linke Raumseite. Dies kann im Alltag sehr hinderlich sein und äußert sich beispielsweise durch Schwierigkeit sich örtlich zurecht zu finden.
Für diese Patienten könnte ein Musiktraining Linderung bedeuten. Forscher der Universität Toronto haben jetzt 2 Patienten Musikübungen durchführen lassen. Dabei waren beispielsweise Klangstäbe so angeordnet, dass sie einen melodischen Verlauf hin zur Neglect-seite abbildeten. Das Training führte jeweils unmittelbar zu messbaren Verbesserungen der Neglectsymptomatik, obwohl die Patienten bereits in der chronischen Phase waren. Das heißt, dass die Schlaganfälle bereits mehrere Monate zurücklagen.
Die Folgeuntersuchungen 1 Woche nach Beendigung der Therapie blieben ohne messbaren Therapiefortschritt. Was unter anderem mit der kurzen Therapiedauer (3 Wochen) und der geringen Stundenzahl (6 Sitzungen) erklärt wird. Trotzdem werten die Forscher die Studie als ermutigendes Ergebnis für eine innovative Therapie, die in Zukunft die Lebensqualität der Betroffenen verbessern könnte.
Kang, K, Thaut MH (2019). Musical Neglect Training for Chronic Persistent Unilateral Visual Neglect Post-stroke. Front Neurol. 10: 474. doi: 10.3389/fneur.2019.00474