Reit- und Musiktherapie hilfreich nach Schlaganfall

19-08-2017. Ein Schlaganfall stellt für viele Betroffenen einen nachhaltigen Einschnitt dar, der auf körperlicher und kognitiver Ebene zu massiven Funktionsausfällen führen kann. In der Rehabilitation wird mit Hilfe von funktionellen Therapieformen wie Physio- und Ergotherapie daraufhin gearbeitet, die verlorengegangenen Fähigkeiten möglichst wiederherzustellen.

Prof. Michael Nilsson und Mitarbeiter von der Universität Göteborg untersuchten nun in einer randomisierten kontrollierten Studie multimodale therapeutische Interventionen. Dabei konnte anhand der Ergebnisse nachgewiesen werden, dass bei Patienten nach einem Schlaganfall in der Spätrehabilitation Musik- und Reittherapie zu einer beschleunigten subjektiven Erholung und Verbesserungen auf funktioneller Ebene.

An der Studie nahmen 123 Teilnehmer aus Schweden teil – Männer und Frauen zwischen 50-75 Jahren, deren Schlaganfall 10 Monate bis 5 Jahre zurücklag. Die erste Gruppe erhielt zweimal pro Woche ein musikgestützes Bewegungstraining. Dabei vollführten die Teilnehmer über 90 Minuten zur Musik verschiedene Bewegungen mit Händen und Füßen. Geübt wurden dabei Klatschen, Stampfen und auch komplexe funktionale Bewegungsmuster wie beim Schlagzeugspielen. Die zweite Gruppe traf sich zweimal die Woche für 240 Minuten in einem Reitzentrum für Behinderte. Die Patienten nahmen zunächst an der Pflege der Pferde teil, bevor sie in kleinen Gruppen in Begleitung von 2 Assistenten 30 Minuten lang ritten. Eine dritte Gruppe nahm an keiner besonderen Therapie teil.

Als Messinstrument wurde die „Stroke Impact Scale“ (SIS) herangezogen, ein Fragebogen, in welchem der Patient die Auswirkungen des Schlaganfalls beurteilt. Nach Angaben von Prof. Nilsson wurde in der Reitgruppe nach 12 Wochen bei 56 Prozent der Teilnehmer eine Verbesserung der SIS erreicht. In der Musikgruppe kam es bei 38 Prozent zu Fortschritten, die sich auf motorischer Ebene in einer Verbesserung des Gleichgewichts, der Greiffähigkeit und auf kognitiver Ebene im Arbeitsgedächtnis zeigten. Die Unterschiede zur Kontrollgruppe, wo 17 Prozent eine Erholung verspürt hatten, waren signifikant. Die Fortschritte wurden in einer Folgeuntersuchung nach 6 Monaten bestätigt. Nilsson führt diese Ergenisse auf die Kombination von multimodalen Interventionen sowie einer damit einhergehenden höheren Motivation der Teilnehmer zurück.

Lina Bunketorp-Käll, Aringsa Lundgren-Nilsson, Hans Samuelsson, Tulen Pekny, Karin Blomvé, Marcela Pekna, Milos Pekny, Christian Blomstrand, Michael Nilsson. (2017)
Long-Term Improvements After Multimodal Rehabilitation in Late Phase After Stroke. https://doi.org/10.1161/STROKEAHA.116.016433

[Nachrichten im Überblick…]