Schädelhirntrauma

Ein Schädelhirntrauma (SHT), eine Verletzung des Gehirns durch eine mechanische Einwirkung, hat schwerwiegende Folgen für den Betroffenen. Die Inhalte und Ziele einer musiktherapeutischen Behandlung richten sich nach der Behandlungsphase, in welcher die Therapie beginnt.

In der Anfangsphase kommt es oft zu einem Druckanstieg im Gehirn, verursacht durch Blutungen oder Ödeme. In dieser Phase sind die Patienten häufig komatös  oder in ihrer Wachheit eingeschränkt. Die Behandlung dieser Patienten wird bei apallisches Syndom / Wachkoma beschrieben. Mit zunehmender Wachheit werden die kognitiven und motorischen Auswirkungen des SHT deutlich und bekommen dadurch therapeutische Relevanz.

Sehr häufig sind bei einem SHT die vorderen Regionen des Gehirns betroffen. Es kommt dann zum dysexekutiven Syndrom. Die Patienten haben Schwierigkeiten im Sozialverhalten, der Kontrolle ihrer Emotionalität und beim Lösen von Alltagsproblemen.

In einer musiktherapeutischen Gruppentherapie kann das Sozialverhalten trainiert werden (gemeinsames Musizieren nach Regeln). Musik und Emotionalität stehen in engem Zusammenhang. Somit bietet in der Arbeit mit den Emotionen der Patienten Musiktherapie einen guten Zugang. Störungen des Antriebs, der Aufmerksamkeit und der Problemlösestrategien lassen sich im aktiven musikalischen Spiel „quasi“ live abbilden und beüben.

Auch an Sehstörungen (Gesichtsfeldausfälle) muss gedacht werden, da das Gehirn bei frontaler Gewalteinwirkung möglicherweise hinten an den Schädelknochen gedrückt wurde und sich somit auch dort Verletzungen ereignen können.

Bei einer Schädigung links vorn am Kopf ist eine Aphasie (Sprachstörung)  wahrscheinlich. Diese ist oft gut mit musiktherapeutischen Methoden für Aphasie zu behandeln.

Häufig leiden Patienten mit einem SHT an Beeinträchtigungen ihres Gedächtnisses. Musikalische Erinnerungen sind oft tief verankert und können bei der Therapie dieser sogenannten Amnesien genutzt werden. Man kann mit Musik „Anker“ setzen oder an ältere „Anker“ (z.B. altbekannte Lieder) anknüpfen.

Die gute Erinnerbarkeit an musikalische Aktivität erleichtert den Transfer des Beübten in den Alltag des Patienten – was schließlich das Ziel der Behandlung darstellt. Auch die psychischen Belastungen durch eine so plötzliche körperliche Verletzung mit all ihren Auswirkungen für das Leben der Patienten sind immens.

Es wird eine tiefgreifende Krankheitsverarbeitung notwendig. Hierbei können Musikpsychotherapeutische Ansätze zum Tragen kommen.