Singen verbessert Stimme und Atmung bei Parkinson

24-03-2023. Das ideopathische Parkinsonsyndrom (iPS), auch Parkinsonkrankheit genannt, ist die zweihäufigste neurodegenerative Erkrankung. Neben den motorischen Symptomen ist die Sprechstörung (Dysarthrie) ein weit verbreitetes Symptom. Die Stimme wird heiserer, leiser und verliert an Ausdruck und Sprechmelodie. Damit verbunden sind Einschränkungen in der Kommunikationsfähigkeit und der Lebensqualität.

Musik wirkt unmittelbar auf die durch das iPS gestörte Motorik und spielt generell in der aktivierenden Therapie dieser Erkrankung eine große Rolle. Singen ist schon länger als therapeutische Maßnahme bei Dysarthrie bekannt. Der Rhythmus und der Takt sorgt dabei für eine bessere Stimmgebung und eine klarere Artikulation. Zudem hilft die Struktur mit Melodie und harmonischer Begleitung dabei, die Atmung zu vertiefen und koordinierter in Stimme umzusetzen. Beim Singen zu therapeutischen Zwecken geht es daher nicht um schöne Töne oder eine saubere Intonation. Das Singen wirkt gewissenmaßer aus sich heraus therapeutisch.

In einer Übersichtsarbeit wurden nun systematisch alle bislang durch geführten Therapiestudie zum Singen bei Parkinson ausgewertet. Dabei wurden 12 klinische Verlaufsstudien gefunden und hinsichtlich der Therapieeffekte verglichen. Es fanden sich Hinweise auf mögliche positive Effekte auf die Atem- und Stimmfunktion. Schließlich haben die Autor.innen praktische Hinweise für das Singen mit Betroffenen des iPS zusammengetragen. Der Erstautor, Stefan Mainka ist ein erfahrener Musiktherapeut, der in der Parkinsonklinik Beelitz-Heilstätten in Brandenburg bereits seit über 20 Jahren mit diesen Patienten arbeitet. Yoon Irons, ebenfalls eine Musiktherapeutin, hat ihre Doktorarbeit zum therapeutischen Singen verfasst und lehrt und forscht an der University of Derby in England.

Ein Schlüssel zu Singen als Therapie ist die richtige Tonlage, weil Parkinsonpatienten meist einen reduzierten Tonumfang haben. Hierfür gibt es jetzt sogar ein Plugin für den Browser. Durch dieses Tool lässt sich jeder Online-Musik-stream nicht nur in seinem Tempo, sondern auch in seiner Tonhöhe verändern und so den individuellen Bedürfnissen anpassen. Das Plugin heißt Transpose und wurde von Google für den Browser Chrome entwickelt. Mit seiner Hilfe wird der Computer über YouTube zur Karaoke-maschine. Zudem gibt es verschiedene Apps für Karaoke (z.Bsp. SMULE), die das Singen unterstützen können.

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Mainka, S, Irons JY (2022). Singen als therapeutische Intervention bei Menschen mit Parkinson. Ein systematisches Review. Musiktherapeutische Umschau 43;3: 210-223. http://dx.doi.org/10.13109/muum.2022.43.3.210

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